Freitag, 22. Mai 2015

[Rezension] Susan Elizabeth Phillips: "Cottage gesucht, Held gefunden"


Deutscher Titel: "Cottage gesucht, Held gefunden"
Originaltitel: "Heroes are my weakness"
Autor: Susan Elizabeth Phillips
Verlag: Blanvalet Taschenbuch Verlag
Erscheinungsjahr: 2015
Format // Preis: 9,99€ (Taschenbuch) // 8,99€ (Kindle-Edition)
Seiten: 512




Annie Hewitt hat alles verloren: Ihren Beruf, ihre finanziellen Rücklagen und zu allem Überfluss auch noch ihre Wohnung. Geblieben sind nur ihre Puppen, doch die Zeiten, in denen sie mit diesen kleine Puppentheater aufführte und den Kindern ein Lächeln aufs Gesicht zauberte, sind aufgrund ihrer finanziellen Notlage nun vorbei. Ihre letzte Hoffnung ist das Moonraker Cottage, der Sommersitz ihrer Familie, in welchem angeblich der wertvolle Nachlass ihrer Mutter versteckt sein soll. Nun kehrt Annie mit gemischten Gefühlen an den Ferienort ihrer Kindheit zurück, denn auf der abgelegenen Insel Peregrine Island lebt auch Theo Harp, ihre erste große Liebe. Doch er ist zugleich auch der Mann, der sie damals zutiefst verletzt hat und den sie nun am meisten fürchtet ...




"Annie redete normalerweise nicht mit ihrem Gepäck, aber sie war in letzter Zeit nicht ganz sie selbst."





Als ich mir diesen Roman geholt habe, musste er gar nicht so lange im Bücherregal auf mich warten, denn nachdem ich vor Jahren mein erstes Buch von Suzan Elizabeth Phillips gelesen habe ("Küss mich, Engel", mehr dazu in der Rubrik: "Meine Bucherlebnisse"), war ich wirklich gespannt darauf, ob mir ihr neues Werk ebenfalls so gut gefallen würde. Die Maßstäbe waren sehr, sehr hoch, aber ich ließ es einfach auf mich zukommen.
Anfangs wurde ich nicht enttäuscht, denn mich erwartete gleich wieder der so typisch-lustige Schreibstil der Autorin, den ich kenne und liebe. Sie versteht sich einfach darauf, das Innenleben ihrer Hauptpersonen anschaulich zu beschreiben und hat auch einen Sinn dafür, die richtige Hintergrundatmosphäre zu vermitteln. Man taucht mit Annie auf das abgelegene Inselleben ein, lernt dessen verschrobene Bewohner kennen und ist dem verschlossenen und abweisenden Theo gegenüber ebenso argwöhnisch wie sie.
Die beiden Hauptpersonen haben mir zunächst gut gefallen, vor allem Annie fand ich sehr interessant, auch wenn ihre inneren Dialoge mit ihren Puppen manchmal etwas ... befremdlich und anstrengend, aber auch lustig sind.

Leider musste ich diese positiven Ersteindrücke ab der Mitte des Buches noch einmal überdenken bzw. sogar zurücknehmen, denn als sich der unweigerliche Konflikt anbaute, wurde mir Annie als Person immer befremdlicher. Anfangs konnte ich mich noch gut in sie hineinversetzen, doch dann handelte sie plötzlich auf eine sehr widersprüchliche Weise, die ich überhaupt nicht nachvollziehen konnte. Eigentlich verhält es sich bei Phillips so, dass sich der Konflikt zwischen den (Fast-) Liebenden auf äußere Umstände zurückführen lässt, an der die beiden Hauptpersonen selbst unschuldig sind (zerrüttetes Elternhaus, Geldsorgen, etc.), doch in diesem Fall war es eine der Hauptpersonen selbst, die einen eigentlich vermeidbaren Konflikt heraufbeschwörte, der nach logischem Menschenverständnis keinen Sinn ergab. Demgegenüber stand jedoch ein wirklich schönes Ende, das die bis dahin eher unglücklich in die Länge gezogene Krise zwischen Annie und Theo ein wenig ausbügeln konnte (welches Ende das ist, müsst ihr natürlich selbst herausfinden).

Davon abgesehen, verlief die Handlung in einem angenehmen Tempo, kam manchmal etwas zum Stocken, aber dafür im Anschluss etwas schneller wieder in Fahrt. Was mir noch fehlte, waren mehr dieser spritzigen Dialoge, die ich bei dieser Autorin so mag und die zum Ende hin etwas blass wurden. Auch von den intimeren Szenen hätte ich mir mehr erhofft (Ja, ich bin nunmal eine Frau und ich mag solche Szenen in Büchern, wenn sie gut beschrieben werden. Und Phillips kann so etwas sogar richtig gut. Nun hatte ich jedoch eher den Eindruck, dass sie ihr Pulver nach so vielen Bücher allmählich verschossen hat).




Achtung: Diese Rubrik beinhaltet einige persönliche Erfahrungen und Eindrücke von mir, die nicht explizit zur Rezension gehören. Wenn ihr euch nur einen Überblick über das Buch verschaffen wolltet, könnt ihr auch direkt zur nächsten Rubrik: "Mein persönliches Fazit" springen und dort weiterlesen.
Falls ihr euch ebenfalls für solche Bucherlebnisse interessiert, würde ich mich über eure Meinung in einem Kommentar sehr freuen :)

Suzan Elizabeth Phillips und ich führen in etwa das, was man als eine "Auf-und-ab-Beziehung" bezeichnen würde, die ich mir - wenn ich mal genauer darüber nachdenke - eigentlich selbst nicht ganz erklären kann. Dabei hatten wir einen wunderbaren Start: Als ich vierzehn Jahre jung war, habe ich mein erstes Buch von ihr gelesen: "Küss mich, Engel!" und, was soll ich sagen, dieses Buch hat mich einfach komplett umgehauen! Es war so wunderschön einfühlend, witzig-spritzig, bissig und sarkastisch, aber gleichzeitig auch so emotional (mit einigen wirklich gelungenen Sex-Szenen, ganz im Gegensatz zum seichten Fifty-Shares-of-Grey-Möchtegern-Porno). Kurzum: Genau das Richtige für eine neugierige, pubertierende Vierzehnjährige. Die folgende Tage fanden für mich fast ausschließlich zwischen den Seiten dieses Romans statt und noch heute steht es als eines meiner am häufigsten gelesenen und liebsten Bücher im Regal.

Einmal Blut geleckt, wollte ich nach dem Lesen natürlich nur eines: Noch mehr Bücher von Phillips lesen! Doch dieses Vorhaben scheiterte, denn obwohl so ziemlich alle Bücher der Autorin dem gleichen Muster folgen und auch die Hauptpersonen sich teilweise zum Verwechseln ähnlich sind, bin ich nie wieder mit ihr so warm geworden wie in "Küss mich, Engel!". Keines der folgenden Bücher, die ich von ihr las, konnte mich wirklich überzeugen und das Ganze endete schließlich in zwei weiteren Romanen, die ich nie zu Ende gelesen habe und mehreren zusätzlichen Romanen die ich mir gar nicht erst geholt habe, weil mich die Thematik in diesen nicht so überzeugen konnte.

Doch nun, einige Jahre später, wurde ich im beim Stöbern in der örtlichen Buchhandlung plötzlich auf dieses neue Werk von ihr aufmerksam und beschloss kurzerhand, meine Zweifel fallenzulassen und der Autorin noch eine Chance zu gaben. Auch das Cover sah sehr vielversprechend aus, im Vergleich zu den sonst üblichen Covern der Ausgaben, die ich, ehrlich gesagt, nicht besonders ansprechend finde (immer sieht man ein darauf irgendein weibliches, strahlendes Model, deren Pose und Aussehen gar nichts mit der eigentlichen Geschichte zu tun hat). Da war dieses schöne Cover deutlich besser gewählt.


Die Thematik fand ich eigentlich auch nicht schlecht, obwohl mir anfangs beim Lesen nicht klar war, dass sich die Handlung während der eisigen Winterzeit abspielte (zwar steht das auch im Klappentext, aber das sommerliche Cover ist hier etwas irreführend und deshalb wieder unglücklich gewählt). 
Nichtsdestotrotz habe ich das Buch, einmal angefangen, kaum aus der Hand legen können und ich glaubte wirklich, endlich auf etwas Vergleichbares gestoßen zu sein wie mein Erstlingswerk von ihr. Leider ließ in der Mitte des Buches der Spannungsbogen deutlich nach, die Dialoge kamen farblos und ohne den Phillips-typischen Humor rüber und die ersten Annäherungsversuche der Hauptprotagonisten wurden teilweise einfach übersprungen oder nur in wenigen Sätzen "abgehakt".
Und nein, ich spoilere nicht, wenn ich sage, dass sich die im Klappentext erwähnte weibliche Person und das männliche Pendant annähern, denn das ist etwas, was bei der Autorin einfach vorprogrammiert ist: Ihre Geschichten folgen fast immer denselben roten Faden, nur die Personen, die mit diesem Faden verwoben sind, ändern sich mit jeder neuen Geschichte. So habe ich Phillips kennen gelernt, so mag ich ihren Stil auch, denn dieses Vorausschauende, also dass man eigentlich von Anfang an weiß, worauf das Ganze hinauslaufen wird, macht die Vorfreude beim Lesen darauf nur noch besser. Zumindest war das bei mir bisher der Fall.




Der neue Roman von Philips ist eine angenehme Lektüre für zwischendurch, mit der man sich an verregneten Tagen ins Bett kuscheln und mitträumen kann. Wer jedoch schon andere Bücher der Autorin gelesen hat, wird von der schnell vorhersehbaren Handlung und den eher lieblosen Dialogen zwischen den beiden Hauptpersonen eher enttäuscht sein. Zweifellos hat Philipps schon bessere Romane geschrieben und mein unangefochtener Favorit bleibt nach wie vor "Küss mich, Engel!". Dennoch war es schön, mal wieder etwas Neues von der Autorin zu lesen, die zumindest stellenweise ihren bekannten Witz und Charme gut einbetten und die Handlung ein wenig auflockern konnte.

Im Vergleich zu ihren anderen Büchern kein Highlight, deswegen gibt es von mir drei von fünf Sternen.

★ ★ ★  ☆





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