Sonntag, 11. Januar 2015

[Rezension] Sebastian Fitzek: "Der Nachtwandler"

Titel: "Der Nachtwandler"
Autor: Sebastian Fitzek
Verlag: Knaur Taschenbuch Verlag
Erscheinungsjahr: 2013
Preis: 9,99€
Seiten: 320
Inhalt:

Leon Nader hat ein Problem: Er leidet seit seiner Jugend an Schlafstörungen. Diese äußern sich jedoch nicht nur durch harmlose Bettmonologe und Schlafstarren, sondern auch durch das ziellose Herumwandern in der Wohnung. Einige Jahre mit unterschiedlichen Adoptiveltern und mehrere Therapiesitzungen später glaubt er, geheilt zu sein und führt eine glückliche Ehe mit seiner Frau Natalie. Doch dann erfährt Leons Leben einen dramatischen Wendepunkt, als Natalie ihn im verletzten Zustand und mitten in der Nacht verlässt und wie vom Erdboden verschluckt bleibt. Leon befürchtet das Schlimmste - dass seine Krankheit wieder ausgebrochen ist und er zudem für seine Mitmenschen eine Bedrohung darstellt. Deswegen beschließt er, sein nächtliches Handeln zu dokumentieren und befestigt vor dem Schlafengehen eine bewegungsaktive Kamera an seiner Stirn. Doch als er sich die Aufnahmen am nächsten Morgen ansieht, offenbaren sich ihm Abgründe, die seine schlimmsten Alpträume plötzlich Wirklichkeit werden lassen.

Meine Meinung:

So, das war er also, mein erster Fitzek-Roman. Ich hatte mal wieder Lust auf einen schönen Thriller, der auch ein wenig Gänsehaut verspricht, deshalb fiel meine Wahl auf den „Nachtwandler“. Ich habe das Buch natürlich nur abends vor dem Einschlafen gelesen, um die perfekte Stimmung aufkommen zu lassen und nachdem ich mir die dritte Nacht bis ein Uhr um die Ohren geschlagen hatte, war ich mit der Geschichte durch. Und dann saß ich erstmal im Bett und dachte: „Bitte was?“
Aber der Reihe nach: Der Roman hatte schon in der kurzen Leseprobe sehr gut begonnen und als ich endlich in den Genuss des ganzen Buches kam, wurden die Kapitel immer besser. Die Handlung ging schnell voran - Schwuppdiwupp war Natalie verschwunden und kurz darauf installiert Leon schon die Software für seine neue Kopfkamera. Fitzek ist es sehr gut gelungen, eine unheimliche und bedrückende Atmosphäre herbeizuführen, unter anderem dadurch, dass sich die Handlung fast ausschließlich in Leons Wohnung abspielt und er zudem ständig vor ein neues Problem gestellt wird, die ihn zusehends an seinem Verstand zweifeln lassen. Und ich gebe zu: Nach der ersten Lektüre war auch ich ein bisschen eingeschüchtert und sinnierte im Bett darüber nach, wie es wäre, wenn die Träume das wirkliche Leben und das Leben nur ein Traum wäre … Matrix lässt grüßen! ;-)
Hinzu kommt, dass ich als Leser zusammen mit Leon die Furcht vor dem unbekannten Bösen teilte. Es war schnell klar, dass Leon auf den Aufnahmen seiner Kamera vermutlich nicht sich selbst sehen wird, wie er mit seinen Nachbarn Samba tanzt, sondern dass etwas wahrhaft Unheimliches in der Dunkelheit auf ihn wartet. Fitzek lässt diese Spannung eine Weile bestehen, bis er dem Leser gewährt, Leon in die von ihm so gefürchteten Abgründe zu folgen, wo er verzweifelt nach seiner Frau sucht. Nach und nach wird ihm die eigene Wohnung fremd und irgendwann war auch ich als Leser nicht mehr sicher, ob Leon nun gerade träumt oder wach ist.
Fitzek schreibt sehr fesselnd und hält sich nicht lange mit blumigen Beschreibungen auf. Was den Lesefluss jedoch ein bisschen gestört hat, waren die zunehmend häufigen Ankündigungen des Autors, dass gleich etwas ganz Schlimmes passiert. Das versetzte mich die ersten Male beim Lesen noch in eine gehetzte Stimmung, dass ich unbedingt wissen wollte, was als Nächstes passiert, doch nach einer Weile dachte ich mir nur noch: „Ach, was du nicht sagst …“
Zum Ende hin liefen jedoch alle Fäden wieder zusammen und ergaben ein schlüssiges Ganzes, das zwar etwas abgehoben war, jedoch alle offenen Fragen gut aufklärte.

Trivia:

Ich lese meine Bücher immer komplett und das beinhaltet logischerweise auch das Nachwort des Autors. Ich habe immer das Gefühl, dass ich das dem Autor schuldig wäre, wenn ich sein Buch gelesen habe. Außerdem lesen sich diese Danksagungen in der Regel ziemlich flott, wenn man geflissentlich die Namen der Beteiligten grob überfliegt. Doch bei Fitzek war das komplett anders. Ich habe noch nie so ein kreatives, lustiges und so eng mit dem eigentlichen Buch verknüpftes Nachwort gelesen. Deswegen rate ich jedem, der das Buch liest, das Nachwort nicht auszusparen. Es ist unglaublich gelungen und stellt Fitzek als sehr sympathischen Menschen mit kleinen Schwächen dar, der trotz seines bisherigen Erfolges kein bisschen abgehoben ist. Chapeau! 

Fazit:

„Der Nachtwandler“ hat mir drei sehr spannende und sogar ein bisschen gruselige Abende beschert und genau das war es, was ich von diesem Roman erwartet habe. Allerdings hätte ich mir gewünscht, dass die Auflösung ein bisschen ausgefeilter gewesen wäre und sich der Nervenkitzel bis zur Auflösung noch etwas hingezogen hätte. Allein das Thema des Schlafwandeln (oder korrekterweise eben des „Nachtwandelns“) bietet so viele Möglichkeiten, die noch viel mehr ausgeschöpft werden können. Dafür darf das Buch gerne ein paar mehr Seiten haben.
Mein persönliches Resümee: „Der Nachtwandler“ war auf jeden Fall nicht mein letzter Roman von Fitzek. Für diesen gelungen Einstieg gebe ich ihm vier von fünf Sternen.

★ ★ ★ ★ ☆



Bis bald,
eure Bianca.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen